Patienten einer Multiple Sklerose, die rauchen, müssen mit einem schlimmeren Krankheitsverlauf rechnen als Nichtraucher. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die im Juli 2013 in der Fachzeitschrift "Brain" veröffentlicht wurde.
Prof. R. Gold, Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) sowie Vorstand des Ärztlichen Beirats der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG), betont, dass das Rauchen nicht nur mit Gesundheitsrisiken für Lunge und Gefäße in Verbindung gebracht werden darf. Insbesondere werde auch das Immunsystem der Lunge durch die inhalierten Teerstoffe derart beeinflusst, was zu einer Verstärkung der Autoimmunität der Multiple Sklerose führen könne.
Wissenschaftler der Universität von Nottingham werteten die Daten von 895 Multiple Sklerose Patienten im Alter von durchschnittlich 49 Jahren aus, um neue Informationen darüber zu erfahren, inwiefern Zigarettenrauch den Verlauf der Krankheit beeinflusst. Die Studienteilnehmer waren bereits im Durchschnitt 17 Jahre von der Immunerkrankung betroffen und waren zu 50 % zu Beginn ihrer Krankheit Raucher gewesen. Bei der anderen Hälfte handelte es sich um Nichtraucher. Im Ergebnis zeigte sich, dass sich die Erkrankung bei den Rauchern eindeutig schlechter entwickelt hatte als bei den Patienten, die schon immer Nichtraucher waren.
Es war bereits bekannt, dass Raucher ein erhöhtes Risiko haben, an einer Multiplen Sklerose zu erkranken. Wie das Rauchen jedoch auch den Krankheitsverlauf beeinflusst, darüber gab es bisher noch keine eindeutigen Informationen. Auffällig war das Ergebnis, dass Raucher ein um etwa 60 % erhöhtes Risiko aufwiesen, infolge der Erkrankung nicht mehr voll gehfähig zu sein (entsprechend dem Schweregrad 4 der EDSS-Skala). Das Risiko, am Schweregrad 6 zu erkranken, bei dem die Fähigkeit verloren geht, ohne Hilfe mehr als 100 m zu gehen, stieg bei Rauchern um 49 % an. In anderen Studien konnte bereits berichtet werden, dass dieses Risiko bei weiblichen rauchenden Patienten sogar noch erhöht sei. Zigaretten führen demnach dazu, eine mögliche körperliche Behinderung durch die Multiple Sklerose zu fördern.
Wer mit dem Rauchen aufhört, verbessert laut Aussagen der Forscher den Verlauf der Multiple Sklerose. Patienten, die bereits vor dem Auftreten der Erkrankung vom Glimmstängel wegkamen und solche, die während ihrer Erkrankung mit dem Rauchen aufhörten, erzielten ein um etwa ein Drittel reduziertes Risiko, die beschriebenen Schweregrade von 4 oder 6 zu erreichen.